Sonntag, 27. März 2016

Camillo und ich

Wir beide hatten heute Befehlsausgabe:
(Genaueres siehe einen Post weiter unten)


»Das ist ein Hund! Camillo ist kein Welpe mehr! Wenn Schluss ist, ist Schluss! Er muss sich daran gewöhnen nicht mehr Mittelpunkt zu sein!«
Camillo schaute mich an. Es war erst der Anfang unserer Belehrung.


Ich bin mir absolut sicher, er verstand alles, was Doris uns sagte. Mit seiner kleinen Hundeschnauze berührte er meine Hand, und stupste sie ganz leise. Die schwarzen allerliebsten Kulleraugen schauten mich an: »Bin ich wirklich so schlimm?«, fragte er mich und leckte dabei meine Hand.
Ich kraulte ihn hinter dem Ohr. Wir verstehen uns ohne Worte, Camillo und ich.
Wir saßen da und trösteten uns gegenseitig.


»Du lässt alles bei ihm durchgehen! Er ist ein Hund! Bei einem Dobermann würdest Du das auch nicht machen! Du darfst ihm nicht alles durchgehen lassen!«
Es war ja nichts Neues, was Doris mir, äh uns, sagte und ich gestehe es auch freimütig, bei Camillo ist Konsequenz nicht meine Stärke.
Jetzt mussten wir da durch!
Alle beide gelobten wir Besserung, ich auf meine Art, indem ich eifrig nickte und »ja sicher«, sagte und »selbstverständlich« und »mach ich«!


Camillo schlich auf seine Decke, warf Doris einen Blick zu von der Sorte »Du musst mich doch einfach lieb haben!«, neigte sein Lockenköpfchen zur Seite und wedelte mit dem Schwanz.
»Jetzt musste sie doch endlich auch mal was Nettes zu Camillo sagen!«
Das dachte ich aber nur so für mich. Ich wollte bei Gott zu dem Zeitpunkt keine Diskussion über Hundeerziehung anfangen.
Erst schaute Doris mich an, dann Camillo. Dann sagte sie erst mal garnichts, was in diesem Stadium sehr gefährlich wirkte.
»Ihr nehmt mich nicht Ernst! Ihr werdet schon sehen, wo das hinführt!«
Natürlich ist mir bewusst, dass eine vorgefasste Meinung nicht einfach ratzfatz wegdiskutiert werden kann. Insbesondere, wenn sie im Kern richtig ist.


Camillo lag immer noch auf seiner Decke, die Kulleraugen fest auf Doris fixiert.
Der Charmeur wird es gleich geschafft haben. Ich spürte es, lange hält Doris das nicht mehr durch.
Ich bekam noch einen vorwurfsvollen Blick, aber ihre Augen leuchteten schon. Das schwarze Knäuel tänzelte zu ihr und bekam prompt seine Streicheleinheit.


Ende der Befehlsausgabe.




Samstag, 26. März 2016

(D) Die Revolte des Prinzen



Ich bin, was Hundeerziehung betrifft, immer jemand gewesen, der die Aussage „in jedem Hund steckt ein Wolf“ völlig akzeptiert hat.
Egal, ob Dogge oder Pinscher, Labrador oder Chihuahua , im Endeffekt „ticken“ alle Hunde gleich und müssen konsequent, liebevoll und energisch erzogen werden. 

Unseren Labrador Paco habe ich in dem Sinne ausgebildet und er wurde zu einem tollen Hund, der alleine zuhause blieb, keinen Ärger machte und den wir überall hin mitnehmen konnten.
Nun ja, er würde mal mindestens 40 kg wiegen und natürlich war klar, dass der Hund Benimm braucht.
Mein Motto war gewissermaßen dasselbe wie die bekannte Fernsehserie „Hart aber fair“, wobei ich mit „hart“ eher konsequent meine.

Jetzt lebt Camillo mit uns zusammen, dieses kleine, schwarze Wollknäuel mit Endgewicht ca. 13 kg. Ein Herzensbrecher mit Kulleraugen und sehr viel Charme. Ein Verführer allererster Güte.
Und Camillo hat es geschafft, uns zu becircen, gute Vorsätze vergessen zu lassen. Er ist ganz unbewusst zum Mittelpunkt in unser „Dreierformation“ geworden.
Und so meint er nun, Gesellschaft sei den ganzen Tag selbstverständlich, nachts Daddys Schnarchen zu hören ebenso, wie Mummy in der Küche zu „helfen“... kurzum, er denkt, alles drehe sich nur um ihn!
Oh Mann, welch ein Alptraum mit Potenzial zum Tyrannen!

Zum Glück gingen uns die Augen auf und jetzt ist die Absetzung des kulleräugigen Prinzen vom Thron angesagt.
Das bringt Revolte mit sich !
Donnerstag waren wir eine gute Stunde einkaufen. Während dieser Zeit ließ ich ein Dictaphone mitlaufen, denn eine Nachbarin sagte, er würde in Abwesenheit die ganze Zeit heulen.
Als ich später die Aufnahme abhörte, erklang vom Wimmern, Weinen und Wolfsheulen alles bis hin zum Bellen, und zwar die ganze Stunde lang !
Als der kleine Schlaumeier jedoch hörte, wie die äußere Haustür aufging ( was für Ohren!), war Ruhe im Stall, so dass ich nach dem Aufschließen der Wohnungstür in ein ruhiges Ambiente kam und zunächst ganz begeistert war.......bis ich wie gesagt das Band abhörte.

Wir haben unseren Hundetrainer von der Doggyschool zu Rate gezogen und gehen gemeinsam mit ihm das Problem an.
Schrittweise alleinlassen, täglich steigern, nicht zu viel Beachtung außerhalb der Spiel- und Gassiphasen. Zimmer öfters verlassen, Tür zu. Beim Zurückkommen den Hund nicht beachten.

Tja, es ist ja nicht so, dass ich das alles nicht wusste, habe ich es doch bei Paco genau so gemacht und konsequent durchgehalten, sowie es jedem Besucher eindringlich eingeschärft.
Jetzt bin ich gefordert, es vor allem meinem Ehegespons klar zu machen und zwar nicht theoretisch, sondern im Alltag. ( Hoffentlich gibt es da keine Revolte !)
Denn, und dass muss man einfach zugeben, Günther ist total vernarrt in den schwarzen „Wuschel“ und sieht leider nicht den  Wolf in ihm ;-))

Offenbar neigt man dazu, kleine, putzige Hunde zu verhätscheln und anders zu behandeln als Dobermann, Labrador & Co.
Das muss sich ändern und somit starten wir mit neuem Elan und alten, aufgefrischten  Erkenntnissen durch.